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Innovativ denken im ausserfamiliären Bereich: Zwischen Vision und Realität

Bild 1 Brunnen NL

Innovativ zu denken, erfordert Raum, Zeit und die Haltung, dass es wichtig ist, den Status quo zu hinterfragen. Doch gleichzeitig ist es essenziell, den Blick für den Kern der Arbeit – die Betreuung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen – nicht zu verlieren. Im Rahmen der Brunnen-Tagung 2024 kommen wir zum Schluss, dass im Spannungsfeld zwischen visionären Ansätzen und der unmittelbaren Praxis entstehen zahlreiche Fragen, die oftmals mehr Anstoss zu weiterem Nachdenken als klare Antworten liefern. Und genau das ist gut so. Denn nur durch die Auseinandersetzung mit diesen Spannungen kann echte Innovation entstehen.

1. Innovationsprozesse brauchen Zeit  

Innovation ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen abgeschlossen werden kann. Es braucht Zeit, um bestehende Strukturen zu hinterfragen, neue Ansätze zu entwickeln und diese in der Praxis zu erproben. Im ausserfamiliären Bereich, wo die Arbeit oft von hohen ethischen Standards und sensiblen Kontexten geprägt ist, müssen Innovationsprozesse noch sorgfältiger gestaltet werden. Zeit ist hier nicht nur ein notwendiger Faktor, sondern auch eine Ressource, die bewusst eingeplant werden muss. Das bedeutet aber auch, dass schnelle Ergebnisse nicht immer möglich sind – ein Spannungsfeld, das sich oft schwer auflösen lässt.  Die Tagungssteilnehmenden sind jedoch insbesondere an kreativen, zukunftsorientierten und fortschrittlichen Ideen interessiert.

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Abbildung 1: Die Antworten deuten darauf hin, dass unser Publikum ein starkes Interesse an kreativen,

zukunftsorientierten und fortschrittlichen Ideen hat  

 

Abbildung 22. Über den Gartenzaun schauen   

Innovation, so stellen wir fest, erfordert die Bereitschaft, den eigenen Horizont zu erweitern. Der Blick über den „Gartenzaun“ hinaus – sei es durch die Vernetzung von Institutionen oder den Austausch über Kantonsgrenzen hinweg – ist unerlässlich. Innovation entsteht oft dort, wo unterschiedliche Perspektiven aufeinandertreffen.

Der ausserfamiliäre Bereich kann von solchen Kooperationen enorm profitieren, indem er neue Ansätze aus anderen Regionen oder Bereichen adaptiert und weiterentwickelt. Vernetzung darf jedoch nicht nur Selbstzweck sein. Sie muss konkrete Impulse für die Praxis liefern und darauf abzielen, die Betreuung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu verbessern. 

3. Kinder und Jugendliche einbeziehen   

Abbildung 3Abbildung 3: An der Podiumsdiskussion wird die Perspektive der Kinder und Jugendlicher als zentralen Aspekt diskutiert .


Innovative Lösungen in der Betreuung können nur dann nachhaltig und wirksam sein, wenn sie die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ins Zentrum stellen. Kinder und Jugendliche sollen nicht nur als Zielgruppe betrachtet, sondern aktiv in die Problemdefinition und Lösungsfindung einbezogen werden. Ihre Perspektiven sind entscheidend, um praxisnahe und effektive Ansätze zu entwickeln. Beteiligung bedeutet aber auch, Machtstrukturen zu hinterfragen und Kindern wie auch Jugendlichen eine Stimme zu geben, die wirklich Gehör findet. Dies ist nicht nur ein ethischer Anspruch, sondern ein zentraler Baustein für innovative Entwicklungen. 

4. Die Balance zwischen Innovation und unmittelbaren Lösungen   

Prekäre Lebenslagen dürfen und sollen nicht auf den „Zeitrahmen der Innovation“ warten. Oft sind schnelle, pragmatische und nachhaltige Lösungen gefragt – und diese gibt es oft bereits. In solchen Situationen ist es wichtig, den Menschen zuzuhören und die vorhandenen Ressourcen effektiv zu nutzen. Erst in einem zweiten Schritt kann allenfalls Zeit und Energie in die Suche nach neuen Konzepten investiert werden. Innovation darf hier nicht zum Selbstzweck werden. Stattdessen müssen sich Lösungen stets an der Dringlichkeit und den realen Bedürfnissen der Menschen orientieren. Dies bedeutet, dass Innovationsideen teilweise hintenanstehen müssen.   

Fazit - Fragen als Motor für Innovation   

Wahre Innovation ist mehr als nur eine neue Idee oder eine technische Erfindung. Sie bedeutet, bestehende Strukturen, Prozesse oder Denkweisen grundlegend zu hinterfragen und nachhaltig zu verbessern. Wahre Innovation entsteht dort, wo Kreativität auf echten Bedarf trifft, und etwas geschaffen wird, das langfristigen Mehrwert bietet. 

Innovatives Denken im ausserfamiliären Bereich bedeutet, sich in einem Spannungsfeld zu bewegen: zwischen Vision und Realität, zwischen langfristigen Prozessen und unmittelbaren Bedürfnissen. Innovation darf nie auf Kosten der Menschen gehen, die Unterstützung brauchen. Vielmehr muss sie darauf abzielen, genau diese Unterstützung zu verbessern – kreativ, vernetzt und immer mit dem Blick auf das Wesentliche: das Wohl der Kinder und Jugendlichen. 

Save The Date – Tagung Brunnen 2025, 11.-13.11 2025, Brunnen

Eine Sammlung an Zusendungen über Innovative Projekte in der Schweiz:

Das Jugendnetzwerk - Moderne Konzepte, um psychosozialen Herausforderungen noch besser zu begegnen:

  • Pilotprojekt mit der LUPS: Ein zweijähriges Projekt unterstützt Mädchen und junge Frauen nach psychiatrischer Behandlung, um Rückfälle zu vermeiden.:
  • Kriminologische Jugendcoachings: Gemeinsam mit der Universität Mainz entwickelte Methoden wie MIRA verbinden Risikoabklärung mit Schemacoaching und kommen in der Arbeit mit Jugendanwaltschaften zum Einsatz. Link https://www.jugendnetzwerk.ch/familienaktivierung/

Projekts Creating Futures: Im Projekt Creating Futures erarbeiten Young Experts (14-24jährig), Mitarbeitende und Leitende von Jugendheimen in der Schweiz und Ungarn gemeinsam organisationale Innovationen, die es den Heimen ermöglichen, die Selbstbefähigung der jungen Menschen künftig noch wirksamer zu fördern Link http://fice.ch/projekte/creating-futures.html 

Quellenhof-Stiftung: Massgeschneiderte Angebote

  • Q-Arts: Unter dieser Marke bündelt die Quellenhof-Stiftung kreative Aktivitäten und Projekte, die aus ihrer Arbeit hervorgehen, und schafft so Raum für künstlerischen Ausdruck und innovative Ideen. Link https://www.q-arts.ch/

Innovation und Kreativität: Neue Wege der sozialen Entwicklung

  • Living Museum Zürich: Inspiriert von internationalen Konzepten, schafft dieser einzigartige Ort Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Psychiatrie-Erfahrung. Corinna Schleuniger erzählt im Podcast, wie Malen ihr hilft, ihre Geschichte positiv zu verarbeiten.
  • Innovation Booster: Der jährliche Innovationszyklus unterstützt mit finanziellen Mitteln, Expert*innen-Netzwerken und methodischer Begleitung die Entwicklung neuer Ideen. Projekte können direkt eingereicht oder auf der Webseite entdeckt werden. Link innovationsociale.ch.

Sie kennen noch weitere spannende Innovationsprojekte? Nehmen Sie mit uns Kontakt auf: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.