Zusammenfassung der 1. Nationalen Tagung Sozial- und Sonderpädagogik
Am 5. und 6. März 2025 fand die erste Nationale Fachtagung Sozial- und Sonderpädagogik zum Thema Familienarbeit statt. Die Veranstaltung brachte Fachpersonen aus Praxis, Wissenschaft und Verwaltung zusammen, um aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen im Umgang mit Familien zu diskutieren.
Am ersten Tag in der Eröffnung sprach Astrid Wüthrich (BSV) über die veränderten Lebensrealitäten von Familien, denen bestehende Regelungen und administrative Prozesse oft nicht gerecht werden. Daran anknüpfend analysierte Prof. Núria Sanchez Mira die soziodemographischen Entwicklungen und betonte die Notwendigkeit familienergänzender Betreuungsangebote sowie einer umfassenderen Elternzeitregelung. Ergänzend beleuchtete Lalitha Chamakalayil, wie vielfältig und wandelbar das Konzept Familie in der Praxis ist und zeigte auf, dass Familienkonstellationen das Resultat individueller Aushandlungsprozesse sind. Schliesslich präsentierten Christa Quick und Martin Nigg das Konzept des Familienrates anhand eines Fallbeispiels und wie das soziale Netzwerk der Familie dazu genutzt werden kann, Lösungskonzepte für eine sichere und gute Begleitung von Kindern und Jugendlichen zu erarbeiten. Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden mit Lalitha Chamakalayil als auch Christa Quick und Martin Nigg vertieft ins Gespräch zu den im Referat vorgestellten Themen kommen. In weiteren Workshops diskutierten Walter Steiner und Marielle Wydler Spannungsfelder in der Arbeit mit Familien und thematisierten dabei den Einfluss des „Familienmythos“ auf die Kinderschutzarbeit, während Anke Moors von a:primo das nationale Angebot schritt:weise zur Stärkung der Kompetenzen vorstellte. Eine Podiumsdiskussion rundete den ersten Tag ab, in der mit Lukas Bendel, Hadja Kaba, und Desiree Righetti über die Anerkennung des familiären Engagements, die partizipative Zusammenarbeit und den Umgang mit Careleavern gesprochen wurde.
Der zweite Tag widmete sich der Haltung von Fachpersonen und der (Wieder-)Aktivierung der Familie. Jean-Paul Ligier stellte heraus, dass es keine „perfekten“ Familien gibt, sondern lediglich solche mit unterschiedlichen Herausforderungen und Ressourcen. Ligier plädierte für eine respektvolle Nähe-Distanz-Balance, professionell und zugleich menschlich, die nur durch konstante Reflexion gelingen kann. Thomas Tanner präsentierte das Familienklassenzimmer der Volksschule Kriens als Modell für eine stärkere Integration und Peer-Unterstützung innerhalb des Bildungssystems. Abschliessend erläuterte Michael Biene das systemische Interaktionstherapiemodell, das auf einer aktiven Beteiligung der Eltern bei der Lösung der Probleme ihrer Kinder mit professioneller Unterstützung beruht. Im Podiumsgespräch wurde diskutiert, wie der Platzmangel in Institutionen und Heimen durch eine verstärkte Einbindung der Familien und eine intensivere Vernetzung aller Akteure kompensiert werden könnte. Die Tagung wurde mittels Vertiefung der Referate von Jean-Paul Ligier, Thomas Tanner und Michael Biene abgeschlossen und eine Diskussion von Insieme Genf zur Stellung der Familien in Netzwerken und Relevanz von externen Anlaufstellen des Fachnetzwerks.
Weiterführende Informationen für Interessierte
- Alle Präsentationen / Handouts auf Deutsch
- Alle Präsentation / Handouts auf Französisch
- Familienrat
- A:primo
- Careleaver Schweiz
- Insieme Genève
- Buch von Jean-Paul Ligier: « LE TRAVAIL AVEC LES FAMILLES: Oser la rencontre ou comment en finir avec le soutien à la prentalité » (ISBN-13 : 978-1689559553)
- Dachverband Multifamilienarbeit
- SIT Institut