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Hometreatment – Aufsuchende Hilfe in Schule und Familie

Hometreatment in Familien und lösungsorientierte Klasseninterventionen sind neue Formen einer hochwirksamen Förderpädagogik. Es handelt sich um praktisch ausgerichtete Handlungskonzepte einer aufsuchenden Hilfe, welche durch Studien (1) gut belegt sind. Das Hometreatment ist in Zeiten knapper Finanzen und steigender Nachfrage eine effiziente Ergänzung zu stationären Angeboten. Situiert vor einer institutionellen Betreuung und danach, entstehen jüngst in vielen Kantonen solche Projekte – teils unter dem Namen Multisystemische Therapie, teils unter Hometreatment.

Im Vergleich zur sozialpädagogischen Familienbegleitung zeichnet sich Hometreatment durch interdisziplinäre Netzwerke, bestehend aus therapeutischen, pädagogischen und sozialarbeiterischen Fachkräften, aus. Dies ermöglicht, störungsspezifische therapeutische Ansätze mit einer systemisch-lösungsorientierten Pädagogik zu verbinden. Besonders bei schweren Verhaltensproblemen ist dies tragfähig und passend. So sagte der kürzlich verstorbener Lehrmeister, der systemische Psychiater und Psychotherapeut Peter Frey: «Pädagogik ist die beste Therapie». Ihn zeichnete ein sozialpsychiatrisches Verständnis aus, das er in Bern-West jahrzehntelang anwendete: Patienten zuhause und auf der Arbeit begleiten.

Auch in der Schule und in Sonderschulen sind Anforderungen und Leidensdruck spürbar. In der aufsuchenden Klassenbeobachtung wird darauf geachtet, was zwischen Lehrpersonen und Klasse resp. Einzelnen funktioniert. Die Stärken werden sichtbar gemacht und in einer Nachbesprechung weiter verstärkt. Das Coaching ist als Methode das Herzstück des Empowerments. Damit können Problemsysteme in Lösungssysteme umgewandelt werden. 

 

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Markus Grindat: Dipl. Soz. FH, Dipl. Familientherapeut, Eidg. anerkannter Psychotherapeut, ZSB Bern.

Buchtipp: Markus Grindat (Hrsg.). 2016. Jetzt reichts endgültig – lösungsorientierte Interventionen in schwierigen Unterrichtssituationen. Bern: Edition SZH mehr 

 

Das CAS ZSB in Hometreatment und Schulinterventionen schafft eine neuartige Verbindung von Betreuung und Systemlehre: Die Absolventinnen und Absolventen sind in der Lage, Menschen in einem aufsuchenden Setting wirkungsorientiert und gezielt zu beraten, zu begleiten und zu behandeln. Die Basis dazu bildet ein lösungsorientiertes und konstruktivistisches Verständnis. Eine grosse Bedeutung kommt dem videogestützten Empowerment zu, bei dem Klientinnen und Klienten aufgrund von Videoaufnahmen ihr Verhaltensspektrum erweitern.

Das CAS richtet sich an Fachpersonen aus Pädagogik und Beratung, beispielsweise Sozialpädagog*innen, Sozialarbeiter*innen, Pflegefachpersonen, Heilpädagog*innen, Lehrpersonen, Psychiater*innen, Kinder- und Jugendpsycholog*innen.

 

Quellen

HotA Hometreatment Aargau 

Evaluationen zu Klasseninterventionen, ZSB Bern 

Erfolgskriterien mobiler Dienste in der Psychiatrie. Schlussbericht 

Home Treatment. Ein Modell der Zukunft für psychiatrische Behandlungen? 

Home Treatment in der Akutpsychiatrie 

Smarter Mental Healthcare: Integrierte Psychiatrie 

Chance «Home Treatment». Hilfe für die Psyche – zuhause statt in der Klinik, SRF 

The Lancet Commission on global mental health and sustainable development

References in Safety of patients under the care of crisis resolution home treatment services in England: a retrospective analysis of suicide trends from 2003 to 2011 - The Lancet Psychiatry 

Multisystemische Therapie (MST) für Jugendliche mit schweren Störungen des Sozialverhaltens