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Tagung Sonderpädagogik 2014

Integration behindert. Wie die Ressourcensteuerung die Integration beeinflusst

Die Zahl von Sonderschulmassnahmen nimmt in der Schweiz im Verhältnis zur gesamten Anzahl Schülerinnen und Schüler stetig zu. So hat sich zum Beispiel in der Stadt Zürich die Anzahl der Kinder, die mit der Diagnose «geistige Behinderung» von der Sonderschule betreut werden, in den vergangenen fünf Jahren vervierfacht, bei nahezu gleich bleibenden Gesamtzahlen. Auch der Anteil an ambulanten heilpädagogischen Massnahmen zur Stützung der Regelschule hat zugenommen.

Viele Schulleitungen stehen vor dem Dilemma, eine integrative Schulform aufzubauen und gleichzeitig, um dieses Ziel zu erreichen, Kinder als behindert stigmatisieren zu müssen. Diese Tendenz lässt aufhorchen und Fragen stellen: Ist die Diagnostik für sonderpädagogische Massnahmen in der Krise? Sind die zuständigen Stellen nicht mehr fähig, Menschen mit und ohne Behinderungen zu unterscheiden?

Die Diagnostik löst durch die Definition einer Sonderschulbedürftigkeit nicht nur besondere Massnahmen für einzelne Schülerinnen und Schüler aus, sondern lässt auch Ressourcen aus einem anderen, besonderen Ressourcentopf in die Schule fliessen. So hat die Diagnosestellung durch die Einführung der Integrierten Sonderschulung eine neue Funktion bekommen: Sie kann der Regelschule zu zusätzlichen Ressourcen verhelfen.

Der Entscheid auf politischer Ebene, Integration umzusetzen, ist eigentlich klar: Sonder- und Regelschule sollen partnerschaftlich zusammenarbeiten, Regel und Sonderschulpädagogik sollen sich ergänzen. In der zunehmenden Zusammenarbeit von Regel- und Sonderschule dürfen und sollen auch hergebrachte Organisations- und Finanzierungswege hinterfragt und neue Modelle gedacht werden. Dabei stellen sich ganz besonders zwei Fragen: Ist eine Verknüpfung von Diagnostik mit der Ressourcenzuweisung in der heutigen Schullandschaft sinnvoll? Soll die Heilpädagogik, insbesondere die Sonderschulung, ein eigenständiges Dasein pflegen und der Regelpädagogik und der Regelschulung gegenüber stehen? Oder gilt es, auch Möglichkeiten zu suchen, wie die Heilpädagogik, die Sonderschulung Teil einer starken und tragfähigen Schule für alle wird?

Referate

Roland Reichenbach
Im Schatten eines Ideals – Motive, Rhetorik und Fragen der Intergrationspädagogik

Beatrice Kronenberg
Steuerung und Diagnostik der Sonderpädagogik vor und nach Inkraftsetzung der NFA

Alexandra Schubert
Umsetzung SAV in den Kantonen am Beispiel AR und Ostschweiz

Julia Rennenkampff
Finanzsteuerung in der Stadt Zürich: Ökonomische und pädagogische Sichtweise – Übereinstimmung oder Widerspruch?

Jean-Daniel Nordmann
Je suis normal mais je me soigne …! Une réflexion sur la normalité et ses critères