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Gründung des Schweizer Fachverbands Traumapädagogik

Von Lucas Maissen und Irène Koch (Gründungsmitglieder)

Seit dem Einzug der Traumapädagogik in der Schweiz, etwa durch den Modellversuch Traumapädagogik des Bundesamts für Justiz, engagieren sich in zahlreichen Institutionen und Organisationen Fachpersonen für die praktische Umsetzung des Ansatzes. Am 15. Juni 2018 gründeten 51 Personen den Schweizer Fachverband Traumapädagogik und legten damit einen wichtigen Grundstein zur verstärkten Etablierung dieses Ansatzes in der Schweiz.

Hintergrund - Traumapädagogik

Verschiedene Forschungsprojekte zeigen, dass viele Kinder und Jugendliche in Erziehungs- und in Bildungseinrichtungen von erheblichen psychosozialen Belastungsfaktoren oder traumatischen Erlebnissen betroffen sind. In der Folge entwickelten sie für diese Situationen hilfreiche und wichtige Bewältigungsstrategien. In andern Situationen sind diese besonderen Anpassungs- und Regulierungsstrategien jedoch häufig wenig hilfreich oder können gar zu weiteren Belastungen bei den Kinder und Jugendlichen führen. Für ihr soziales Umfeld - sowohl für persönliche Bezugspersonen, Fachkräfte als auch andere Kinder und Jugendliche, stellen diese Strategien häufig ebenfalls eine grosse Herausforderung dar. Diese Mädchen und Jungen haben einen besonderen Bedarf an Unterstützung, Förderung und an das Beziehungsangebot der pädagogischen Fachkräfte. Primäres Anliegen der Traumapädagogik ist daher die Sorge für einen "sicheren Ort" als wichtige und notwendige Grundvoraussetzung für den Bewältigungsprozess, der den Kindern und Jugendlichen zunächst eine äussere Sicherheit vermitteln und sie schrittweise im Aufbau einer inneren Sicherheit begleiten kann. Die traumapädagogische Grundhaltung der Anerkennung des guten Grundes für die besonderen Verhaltensweisen der betroffenen Kinder und Jugendlichen ist dabei eine zentrale fachliche Herangehensweise. Ein verlässliches und verstehendes Beziehungsangebot bildet die Basis für eine positive Neuorientierung und ermˆglicht korrigierende Bindungserfahrungen.

Zweck und Ziele des Fachverbands

Der Verein hat die Fˆrderung und Weiterentwicklung der Traumap‰dagogik in Erziehungs- und Bildungseinrichtungen, in der Kinder- und Jugendpsychologie/-psychiatrie, im Asylwesen, der Kinder- und Jugendhilfe und der Behindertenhilfe zum Ziel. Im Zentrum stehen dabei die interinstitutionelle und interdisziplin‰re Vernetzung sowie der rege fachliche Austausch interessierter Fachpersonen sowie verschiedener Fachgruppierungen, Netzwerke, Verb‰nde in und ausserhalb der Schweiz. Ebenso werden fachliche Standards f¸r die verschiedenen Praxisfelder weiterentwickelt, Ausbildungen gefˆrdert und Veranstaltungen organisiert.

Nächste Schritte nach der Gründung

In den nächsten Monaten konzentriert sich der neu gewählte Vorstand auf den Aufbau einer funktionierenden Vereinsstruktur. Eine Homepage befindet sich im Aufbau. Zu folgenden vier Themen wurden an der Gründungsversammlung bereits Arbeitsgruppen konstituiert: stationäre Kinder- und Jugendhilfe, Schulen, Psychiatrie und Psychotherapie sowie Betreuung von Menschen mit Behinderung. In Arbeitsgruppen werden praxisnahe Bedürfnisse aus dem Feld aufgenommen und bearbeitet.

Der Schweizer Fachverband Traumapädagogik lebt vom aktiven Mitwirken der interessierten und engagierten Mitglieder und Fachpersonen, welche in Zukunft zu einer breit abgestützten Vernetzung und Verankerung der Traumapädagogik in den unterschiedlichen Professionen und vielfältigen Praxisfeldern in der Schweiz führen wird. Möchten auch Sie die Traumapädagogik in der Schweiz weiterbringen und Mitglied des Fachverbandes werden? Oder wollen Sie sich mit Ihrem Fachwissen und Ihrer Erfahrung aktiv in einer Arbeitsgruppe einbringen? Dann freut sich der Verband auf Ihre Kontaktaufnahme an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

» Irène Koch ist Vizepräsidentin des Fachverbands Traumapädagogik und leitende Psychologin in der KJPP Tagesklinik für Kinder und Jugendliche in Winterthur.

» Lucas Maissen ist Präsident des Fachverbands Traumapädagogik und Leiter des Schlupfhuus Zürich.